Wer steht hinter den Tiroler Klimaräten?

Das Klimabündnis Tirol koordiniert im Rahmen des EU-Projektes „Plattform Klima, Energie und Kreislaufwirtschaft (KEK)“ die Durchführung der im Maßnahmenprogramm zur Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie beschlossenen Klimaräte. Weitere Partner:innen der KEK-Plattform sind das Land Tirol, Energie Tirol und die Standortagentur Tirol.
Beteiligungsprozesse mit Bürger:innen brauchen eine professionelle, unabhängige Begleitung und Moderation. Diese übernimmt Partizipation Tirol. Dabei kann auf Erfahrungen aus dem österreichischen Klimarat zurückgegriffen werden.
Die Teilnehmenden: wie werden sie ausgewählt und was müssen sie leisten?

In jeder der drei Regionen werden per Zufallsauswahl 30-40 Personen für den Bürger:innenrat ausgewählt. Die Einladung erfolgt durch die Gemeinde schriftlich per Post und die Teilnahme mittels Anmeldung ist freiwillig (kann also auch abgelehnt werden!). Es sind keinerlei Vorkenntnisse notwendig. In der Zufallsauswahl werden demographische Kriterien wie Alter und Geschlecht berücksichtigt – Basis ist das Melderegister der Gemeinden.
Die Teilnehmer:innen bilden kein rechtliches Gremium, sondern werden ausschließlich für den in sich abgeschlossenen Prozess im Jahr 2023 ausgewählt. Darüber hinaus haben sie keine Verpflichtungen oder Funktionen. Sie erklären sich bereit, an allen Terminen, die im Zusammenhang mit dem Tiroler Klimarat stehen, aktiv teilzunehmen.
Eine anonyme Teilnahme ist grundsätzlich möglich. Während des Prozesses wird jedoch Öffentlichkeitsarbeit betrieben – das ist für die Verbreitung der Ergebnisse in der Bevölkerung unerlässlich und trägt zum Erfolg eines Klimarates bei. Es ist deshalb erwünscht, dass die Teilnehmer:innen der Nutzung von Fotos zustimmen und sich ggf. auch in der Kommunikation nach außen einbringen.
Mit welcher Fragestellung setzt sich der Klimarat auseinander?

Gemeinsam mit der Resonanzgruppe aus der Region (mit Bürgermeister:innen, Umweltausschussvorsitzende und Regionsmanager:innen), dem Klimabündnis Tirol und Partizipation Tirol wird vor Beginn des Klimarats eine konkrete klimarelevante Fragestellung für die jeweilige Region definiert, die dann im Klimarat bearbeitet wird.
Wattens/Volders: Wie können wir eine Mobilität in Wattens und Volders gestalten, die den Menschen dient?
Und wie entwickeln wir den öffentlichen Raum und die Flächen zwischen den Gemeinden so, dass die Lebensqualität für alle steigt?
Region Kaunergrat: Wie können wir zu einer gesunden und klimafreundlichen Ernährung in Fliess, Kauns, Kaunerberg, Kaunertal, Prutz und Faggen beitragen? Und wie gestalten wir die Landnutzung in unserer Region so, dass ein guter Boden für alle erhalten bleibt?
Reith bei Seefald/Leutasch: Wie können wir unseren Lebensraum in Leutasch und Reith b.S. nachhaltig gestalten? Was wollen wir in Bezug auf Klima, regionale Kreisläufe und Mobilität bewirken, um langfristig eine hohe Lebensqualität zu erhalten?
Die Ergebnisse: Wie werden sie erarbeitet und was passiert mit ihnen?

Der Klimarat trifft sich zu mehreren Terminen im Abstand von wenigen Wochen. Beim ersten Termin erfolgt eine grundlegende Information zum Prozess, das gegenseitige Kennenlernen und es werden wissenschaftliche Hintergrundinfos zur Klimakrise präsentiert. Zwei Wochen später wird die konkrete Fragestellung unter der Moderation von Partizipation Tirol an zwei Tagen erarbeitet.
Eine Woche darauf werden die Ergebnisse im Rahmen eines Bürger:innencafès der Öffentlichkeit sowie den politischen Verantwortungsträgern präsentiert.
Im Anschluss daran kommt es bei einem Resonanzgruppen-Treffen (Entscheidungsträger:innen der Region) zur Erarbeitung eines Fahrplans zur Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen. Diese wiederum fällt in die Zuständigkeit des jeweiligen Gemeinderates und wird von Seiten des Klimabündnis Tirol evaluiert.
Die Ergebnisse der Klimaräte sind durch Bürger:innen erarbeitete Empfehlungen für politische Entscheidungsträger:innen, die nicht bindend sind. Voraussetzung für die Teilnahme an einem Klimarat der Gemeinden/Regionen ist jedoch eine freiwillige Selbstverpflichtung der Gemeinden, die Ergebnisse des Klimarates bestmöglich umzusetzen.
Wie wird der Klimarat finanziert?

Die Kosten für die externe Begleitung von Partizipation Tirol, Personalressourcen von Klimabündnis Tirol sowie weitere Sach- und Reisekosten werden über das EU-Projekt „Plattform Klima, Energie und Kreislaufwirtschaft" finanziert und von Land Tirol unterstützt.
Die Gemeinden haben keinen finanziellen Aufwand, außer der personellen Beteiligung am Prozess: die Zufallsauswahl und Einladung der Bürger:innen sowie die organisatorische Unterstützung mit entsprechenden Räumlichkeiten und Infrastruktur zur Durchführung des Klimarats.
Wie wird Transparenz & Unabhängigkeit garantiert?

Alle Teilnehmer:innen können sich nach Ihren eigenen Vorstellungen einbringen. Der Ausgang des Klimarates ist völlig offen, es gibt keine vordefinierten Ergebnisse oder Erwartungshaltungen. Von Seiten des Klimabündnis Tirol und Partizipation Tirol gibt es keine Vorgaben oder (partei-)politische Einflussnahme. Der fachliche Input basiert auf allgemein anerkannten wissenschaftlichen Fakten.
Durch eine Präsentation der Ergebnisse im Rahmen eines öffentlichen Bürger:innencafès ist für eine maximale Transparenz und Berichterstattung gesorgt.
Warum genau drei Klimaräte in Tirol?

Am 25. Mai 2021 hat die Tiroler Landesregierung die neue Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie "Leben mit Zukunft" beschlossen. Im dazugehörigen Maßnahmenprogramm ist die Durchführung von 3 Bürger:innenräten vorgesehen (Maßnahme GS1.17, S. 46/47).
Die Regionen Wattens/Volders, Leutsch/Reith bei Seefeld sowie KLAR! Kaunergrat haben sich für die Durchführung eines Klimarats beworben.
Grundsätzlich kann aber jede Gemeinde/Region eigenständig einen Klimarat ins Leben rufen. In Tirol gibt es mehrere Organisationen, wie Partizipation Tirol, die bereits Erfahrung mit der Durchführung von Bürgerbeteiligungsprozessen haben.