Fünf Schauspielerinnen und Schauspieler, ein provokantes Stück, ein Moderator und ein interessiertes Publikum. Das sind die Zutaten für das Forumtheater „Jetzt!“, das im Herbst an mehreren Tiroler Orten zu sehen sein wird.
Ort der Handlung ist eine typische, aber fiktive Tiroler Gemeinde. Der Konflikt: Soll eine Umfahrungsstraße gebaut werden oder nicht? Wenig überraschend sind die Figuren des Stücks unterschiedlicher Meinung, ob eine Umfahrungsstraße eine zukunftsweisende Entscheidung für ihre Gemeinde ist.
Die einen sagen Klimaschutz, die anderen Verkehrsentlastung. Und was sagt das Publikum? Die „Umfahrungsstraße“ kann zur Metapher werden, um über anstehende Entscheidung zu diskutieren.
Den Termin nützen wir gleichzeitig, um im Rahmen des Theaterabends zum ersten Treffpunkt Klimakultur im neuen Jahr zusammenzukommen. Interessierte sind herzlich eingeladen! Nach der Aufführung bleibt bei Buffet und Getränken Zeit für gemütlichen Ausklang und anregenden Austausch.
Es ist Allerheiligen in Tirol. Der Bauer Anton ist am Weg zum Familiengrab, als er seiner Schwester Lisa über den Weg läuft. Die beiden haben sich lange nicht gesehen, weil Lisa aus dem Dorf in die Stadt gezogen ist. Trotzdem ist das Wiedersehen alles andere als herzlich. Die beiden sind kurz angebunden, ihre Blicke weichen einander aus. Ein Konflikt liegt in der Luft.
Das Forumtheater „Jetzt!“ überzeugt durch das authentische und energiegeladene Spiel der Darsteller:innen, denen es mühelos gelingt, die Zuseher:innen in einen Mitdenk- und Mitmachprozess einzubinden. Eingefahrene Sichtweisen werden aufgebrochen, und zwar nicht indem schulmeisterlich einfache Lösungen präsentiert werden, sondern indem jede:r einzelne sich selbst zu fragen beginnt, wie Veränderung gelingen könnte. Ich finde, dieses Theaterprojekt ist hervorragend geeignet, um miteinander ins Gespräch zu kommen und gemeinsam an kreativen Lösungen im Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels zu arbeiten.
Christina Alexandridis, Tiroler Landestheater Innsbruck
Ich durfte selbst aktiver Teil der Vorpremiere des Forumtheaters sein und bin begeistert von dem Konzept. Die Möglichkeit sich selbst durch aktives Mittun in Entscheidungsprozesse einzubringen ist genau das, was wir oft auch brauchen. Durch einen Perspektivenwechsel die Sicht der anderen einzunehmen, ist eine wertvolle Erfahrung für künftige Herausforderungen. Das Forumtheater ist ein tolles Beispiel dafür, wie facettenreich Bewusstseinsbildung sein kann und wie eine kreative Herangehensweise an das oftmals abstrakte Thema Klimawandel aussehen kann. Ich bin mir sicher, dass die weiteren Aufführungen noch viele Denkanstöße geben.
René Zumtobel, Landesrat für Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Wie könnte das Stück noch ausgehen? Welche Entscheidungen sollten anders getroffen werden? „Jede:r kann, niemand muss mitmachen“, erklärt der Initiator Armin Staffler.
Das spannende beim Forumtheater ist, hinter die Fassade der Figuren zu blicken. Welche Motive treiben sie bei ihren Entscheidungen an: Geht es wirklich um die Straße oder vielleicht um einen Generationen-Konflikt?
Staffler ist Politologe und Theaterpädagoge beim Verein spectACT. Gemeinsam mit Klimabündnis Tirol und TKI hat er das Forumtheater-Projekt im Rahmen der Initiativen Klimakultur Tirol ins Leben gerufen. Das Projekt wurde bereits mit dem ArgeAlp Klimaschutzpreis ausgezeichnet und wird vom Land Tirol, Stadt Innsbruck und ÖGPB gefördert.
Forumtheater ist eine Methode des Theaters der Unterdrückten von Augusto Boal, hier in der Version nach David Diamonds „Theater zum Leben“. Es arbeitet gemeinsam mit dem Publikum an Möglichkeiten der Veränderung für ein gesellschaftliches Problem. Die Analyse und Überwindung von Machtstrukturen, Ungleichheit und Diskriminierung sind zentrale Elemente, ebenso die Erweiterung der Handlungsspielräume als Individuum und Gesellschaft.
Theater kann uns helfen, unsere Zukunft zu gestalten, anstatt auf sie zu warten.
Augusto Boal