Die indigenen Gemeinschaften am Rio Negro hatten zwei Jahre in Folge mit extremen klimatischen Herausforderungen zu kämpfen, die ihre traditionelle Wirtschaft erschütterten. Im Jahr 2024 führte eine historische Dürre zu erheblichen Einbußen in der Fischerei und Landwirtschaft, erschwerte den Zugang zu Trinkwasser und reduzierte die Produktion von Maniok und Bananen – den Grundnahrungsmitteln der Region. Auch die Bewirtschaftung der Felder und das Sammeln von Rohstoffen für das Kunsthandwerk litten unter der Wasserknappheit, was sich unmittelbar auf das Haushaltseinkommen auswirkte.
Die Überflutungen zerstörten Maniokfelder kurz vor der Ernte, beschädigten Wege und Anlegestellen und erschwerten den Transport und den Absatz von Produkten. Die Fischerei, bereits durch die Dürre geschwächt, erlitt erneut Einbußen, da sich das Verhalten der Fische veränderte und größere Distanzen für deren Fang zurückgelegt werden mussten.
Angesichts dieser Auswirkungen organisierte die FOIRN zusammen mit Partnerinstitutionen Notfallmaßnahmen wie die Verteilung von Trinkwasser, Lebensmittelkörben und landwirtschaftlichen Betriebsmitteln. Außerdem wurden Anstrengungen unternommen, um beschädigte Infrastrukturen wieder aufzubauen und die Netzwerke der Gemeinschaft zu stärken. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die unmittelbaren Schäden zu minimieren, aber die Situation unterstreicht die Dringlichkeit öffentlicher Maßnahmen, die traditionelles Wissen wertschätzen und die Widerstandsfähigkeit der Gemeinden gegenüber dem Klimawandel stärken.
Die Frage der Landdemarkation ist bereits seit Langem mit großen Herausforderungen verbunden. Der fehlende formelle Anerkennungsstatus von Gebieten wie Jurubaxi-Téa und Cué-Cué/Marabitanas, die seit über einem Jahrzehnt auf ihre endgültige Abgrenzung warten, gefährdet die territoriale Sicherheit dieser Gemeinschaften. Diese territoriale Unsicherheit erschwert auch die Ausübung traditioneller Aktivitäten wie Landwirtschaft und Fischerei, die kulturelle und wirtschaftliche Säulen dieser Bevölkerungsgruppen sind.
Gleichzeitig sind indigene Gemeinschaften durch die Verabschiedung des neuen Umweltgenehmigungsgesetzes im Parlament einem großen Risiko ausgesetzt. Der „Gesetzentwurf der Zerstörung” zielt darauf ab, die Genehmigungsverfahren in Brasilien zu modernisieren und zu vereinfachen. Expert:innen bezeichnen den Entwurf als „Implosion der Umweltgenehmigung”, da er Schutzmaßnahmen beseitigt, Projekte fragmentiert, um strengere Bewertungen zu vermeiden und den Klimawandel ignoriert.
Die Kombination aus bürokratischem Stillstand bei der Landdemarkation und einer Gesetzgebung, die bestehende Rechte einschränken könnte, schafft ein Szenario der Unsicherheit und Bedrohung für die indigenen Gemeinschaften des Rio Negro. Neben der Gefährdung ihrer physischen und kulturellen Integrität führt die durch illegale Invasionen verursachte Umweltzerstörung zu einer Beeinträchtigung der Biodiversität der gesamten Region – mit weitreichenden Folgen für Lebensqualität und ökologisches Gleichgewicht.
Die vergangenen Monate waren zweifellos herausfordernd. Doch die indigenen Völker des Rio Negro ließen sich nicht unterkriegen. Mit Kreativität, Organisation und überliefertem Wissen finden sie Wege, um sowohl alten als auch neuen Problemen zu begegnen. Die kontinuierliche Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Klimabündnis und dem Instituto Socioambiental (ISA) spielt dabei eine zentrale Rolle.
„Der Wald atmet noch mit unserer Kraft. Und unsere Kraft versiegt nicht.“
Dieser Satz, zuletzt häufig bei Versammlungen zu hören, fasst den Geist der gegenwärtigen Situation treffend zusammen. Wenn der Staat zögert, handelt der Wald. Und die Völker, die in ihm leben, zeigen Brasilien – und der Welt –, dass wahre Entwicklung nur dort stattfindet, wo das Leben bewahrt wird.
Seit 1993 unterstützen über 1.000 österreichische Gemeinden und Städte über ihre Mitgliedschaft im Klimabündnis die indigene Bevölkerung am Rio Negro ideell und finanziell bei der Bewahrung des Regenwalds als artenreichen Lebens- und Kulturraum. Die Partnerschaft mit dem Dachverband der indigenen Organisationen vom Rio Negro, kurz FOIRN, leistet einen wesentlichen Beitrag zur Eindämmung des voranschreitenden Artenverlusts und der Klimakrise.
Für Interviews mit Rio Negro-Koordinator Adriano Abila vom Klimabündnis bitte um Kontaktaufnahme unter 0660/55 71 900 | adriano.abila@klimabuendnis.at
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